Die St. Nikolai-Schiffleut-Bruderschaft

Eine historische Gemeinschaft

von Sebastian Weger

Mit der Entwicklung der Innschifffahrt stieg auch die Bedeutung der Schiffleut. Die harte Arbeit auf dem Inn forderte immer wieder Menschenopfer. Dies führte unter den Bürgern zur Gründung von wohltätigen Vereinigungen. Diese nahmen sich der Witwen und Waisen an. So wurde in Wasserburg die christlich und sozial geprägte St. Nikolai Schiffleut Bruderschaft zu Ehren des heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Seefahrer und Schiffleute, gegründet. Erstmal wurde die Bruderschaft im Jahr 1484 urkundlich erwähnt.


Das „Wasserburger Wochenblatt“ schreibt anno 1857 in der Nr. 21 über die
Die Sankt Nicolai-Schiffleut-Bruderschaft zu Wasserburg am Inn
Es bestund hier seit undenklichsten Zeiten schon eine reiche Schiffergilde, vonwelcher aus dem Jahre 1484 die erste Urkunde sich vorfindet und welche imJahre 1519 auf Grund eines schon weit früheren Bestandes durch Herzog Wilhelm IV. mit eigenen Satzungen versehen, dann mit der sogenannten Schiffroßabgabe begnadigt wurde.“


Die Bestimmung der Schiffroßabgabe sagte: “….. von allen Schiffleuten, die mit ihren Rössern den Inn aufwärts schiffen, immer von zwei Rössern einen Kreuzer für die Bruderschaftsbüchs zur fordern, für Abhalten des Gottesdienstes.“ Zur damaligen Zeit gab es keine Kirchensteuern. So wurden die Mitwirkenden an den Gottesdiensten wie, Pfarrer, Organist, Messner ec. für jede Hl. Messe von einer Bruderschaft oder Privatperson bezahlt. Zusätzlich wird in den Archiven immer wieder von Zuwendungen an die Bruderschaftsbüchs verwiesen. Die wohlhabenden Bürgern der Stadt Wasserburg unterstützen die Bruderschaft großzügig. Neben der sozialen Unterstützung beteiligte sich die St. Nikolai-Schiffleut-Bruderschaft auch an kommunalen und kirchlichen Aufgaben. So unterstützte sie 1764 die Anschaffung einer neuen Orgel für St. Jakob, „….. weil die alte Orgel anstatt zur Aufmunterung und zur Andacht mehr zur Verwirrung und dem Verdruss diente.“ 1788 wurde die Gründung des städtischen Schulfonds unterstützt, 1837 der Umbau der Orgel in der Frauenkirche und 1880 die Umgestaltung von St. Jakob im Stil der Neugotik. Im Wasserburger Heimathaus ist die Bruderschaftstruhe/-Büchs ausgestellt. Diese trägt die Jahreszahl 1772 und zeigt auch das Bild des Hl. Nikolaus. In ihr wurden alle Schriftstücke und das Geld aufbewahrt. Die großen Schiffszüge wurden mit Ende des 18. Jahrhundert immer weniger. Und mit dem Bau der Eisenbahn war ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Zeit der großen Schiffszüge endgültig vorbei.1885 wurde die St. Nikolai-Schiffleut-Bruderschaft aufgelöst. Im Jahr 2000 fand hier in Wasserburg das großartige Bürgerspiel statt. Jeder, der damals dabei war, hat noch die tollten Bilder im Kopf. Als das Schiff Nikolai mit dem Schiffsmeister Gumpelsheimer und dem welschen Adeligen den Inn runterfuhr und am Gries festmachte. Und dann der Fackelzug mit den singenden Schiffsleuten die vom Gries zum Marienplatz zogen. Im Oktober 2000 haben sich 35 Gründungs-mitglieder beim Huberwirt getroffen und beschlossen, die St. Nikolai Schiffleut Bruderschaft wieder zu gründen.

Als Vereinszweck wurde in der Satzung u.a. festgelegt:
– Die Erhaltung und Erweiterung des Wissens über die Geschichte der Innschifffahrt.
– Die Pflege der jahrhundertealten Tradition der Schiffleutvereinigung.
– Die Vertiefung des Bewustseins der Mitglieder für die Heimat am Fluß.
– Die Pflege der Gemeinschaft.

Der Verein hat mehrere Mitglieder welche eine Zulassung und auch die Qualifikation für eine Boots-/Plättenfahrt auf dem Inn haben. Aber die Logistik für das Wassern und den Unterhalt der Plätten und den damit verbundenen Kosten, lässt dies nicht zu. Beim Bürgerspiel war dies durch die großzügige Unterstützung von Sponsoren möglich. 2009 wurde unter der Leitung des damaligen Vereinsvorstandes Herbert Rödig ein historischer Schiffszug am Inn aufgestellt. Dies wird wohl aus den gleichen Gründen eine einmalige Angelegenheit der Neuzeit bleiben. So konzentriert sich der Verein auf eine wichtige Aufgabe; Die Erinnerung an die Innschifffahrt und die damit verbundene Bedeutung für die Entwicklung der Stadt Wasserburg aufrecht zu erhalten.

Das Gedenken aller auf dem Inn ums Leben gekommen sieht der Verein ebenfalls als wichtige Aufgabe. Stellvertretend für alle ums Leben gekommene treffen wir uns jeweils am 24. Juni am Gedenkstein in Attel und gedenken den neun jungen Männern. In der Stadtchronik steht: „Am 24. Juni 1850 ereignete sich ein großes Unglück. Elf Teilnehmer an der Sekundisfeier in Attel wollten in einem Nachen auf dem Inn nach Wasserburg heimfahren. Des Flusses hochgehende Wellen, wohl auch die ungenügende Vorsicht brachten das Fahrzeug bei Heberthal zum Umschlagen. Nur 2 der Insassen konnten, weil sie sich an das umgeschlagene Schiff anklammerten in der Gegend des Wasserburger alten Krankenhauses eingeholt und gerettet werden.“ Der Gedenkstein war im Laufe der Zeit auf einen Privatgrundstück in Vergessenheit geraten und verwuchert. Im Jahr 2002 hat der Verein den Gedenkstein restauriert und an einen frei zugänglichen Ort versetzt.


Mit den noch existierenden Schiffleutvereinen in Neubeuern und Nußdorf findet ein regelmäßiger Austausch zur Innschifffahrt statt. Einmal im Jahr unternimmt der Verein einen Tagesausflug, der in Bezug zur Flußschifffahrt steht. Einen Traum wünschen sich die Wasserburger Schiffleut, dass er noch in Erfüllung geht. Die Fähre über den Inn zum Blaufeld wieder aktivieren zu können.  


25 Jahre sind seit der Wiedergründung vergangen. Ein guter Grund, dieses Jubiläum am 17. Oktober zu feiern. Um 19.00 Uhr findet im Pfarrsaal St. Jakob ein Festabend statt, zu dem alle herzlich eingeladen sind. Vorträge über „2000 Jahre Innschifffahrt“ werden durch Lieder der Nußdorfer Schiffleut-Sänger und Werner Maurer an der Zither musikalisch begleitet.

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