Seit dem Bürgerspiel im Jahre 2000 erfreute sich die Schiffleut-Bruderschaft in Wasserburg eines neuen Auflebens. Der aus dem 18. Jahrhundert stammende Zusammenschluss aus wohlhabenden Kaufleuten der Stadt verstand sich zur damaligen Zeit als wohltätige Stiftung. Unter anderem finanzierte die Bruderschaft die Reparatur der Orgel in der Jakobskirche. Diese war laut Aufzeichnungen zu diesem Zeitpunkt nämlich „nur noch zu Misstönen im Stande“.
Nicht eine Gewandung der damaligen sowie der heutigen Bruderschaft gleicht der nächsten – das hat auch einen Grund: „Wir haben uns mit dem Anfertigen der Vereinsbekleidung vollkommen an die Richtlinien aus der Ursprungszeit gehalten. Alles in allem folgt die Bekleidung einem klaren Stil. Der Herr trug Joppe oder Gehrock, dazu eine Weste, zweireihig mit Knöpfen besetzt. Lange Hosen oder Bundhosen mit Kniestrümpfen vervollständigten das Outfit. Ein wenig konnte sie die Ausstattung durch den Beruf unterscheiden. Ein Reiter trug natürlich eher Hosen, wogegen ein feiner Herr den Rock trug. Die Damen kleideten sich in die typische ländliche Tracht und ein sogenanntes „Türkentuch“, erklärt Weger. Der Hut wurde nach der Neugründung im Jahre 2000 eingeführt.
Laut ihm kamen die unterschiedlichen Farben der Gewandung so zustande, dass man eben zum Schneidern den Stoff verwendete, der gerade da war. Anschließend wurden die Trachten noch nach eigenem Gusto, beispielsweise durch silberne Knöpfe, verziert. So entstanden individuelle Gewänder – einer einheitlichen Linie folgend und doch niemals vollkommen gleich.
Sonja Fehler, Leiterin des Heimatmuseums in Wasserburg, unterstützte die Mitglieder der Schiffleut-Bruderschaft tatkräftig. Sie stellte unter anderem Bilder des 18. und 19. Jahrhunderts zur Verfügung, anhand derer die damalige Bekleidung abzukupfern war.
Der Herrenschneider Eduard Niedersteiner aus Garching an der Alz, der sich auf das Schneidern von historischen Kleidern spezialisiert und viel Erfahrung in diesem Gebiet vorweisen konnte, übernahm daraufhin die Anfertigung der Tracht und brachte weitere Anregungen mit ein.
Ein herzliches „Vergelt’s Gott“ überbrachte Weger in Begleitung einiger Mitglieder der Bruderschaft dem Stadtrat bei der jüngsten Sitzung. „Wir stehen hier sozusagen als Nachweis für den Stadtkämmerer“, scherzt der Vorsitzende. Im Namen aller Beteiligten bedankte er sich für die Unterstützung durch die Stadt sowie die Sparkasse und die Firma Meggle – trotz der Mitfinanzierung durch die spendablen Spender mussten die Mitglieder, die sich für die traditionelle Tracht entschieden hatten, zusätzlich noch etwa ein Viertel selbst bezahlen. Die altertümliche Gewandung kostete pro Kopf nämlich rund 1000 Euro – immerhin wurde sie in original-mittelalterlicher Manier von Hand geschneidert. Doch das Ergebnis kann sich zeigen lassen: Eine prächtige, altertümliche Tracht, die ihresgleichen sucht.