Nicht als Jubelfeier, sondern als Zäsur in einer allzu flüchtigen Zeit bezeichnete Hanns Airainer, Chronist der Schiffleut und Moderator der Veranstaltung, den Festabend, an dem rund 250 Freunde und Gönner mitfeierten. Zusammen mit Vorstand Herbert Rödig nahm er die Veranstaltung zum Anlass, um sich zu bedanken für die zurückliegenden zehn erfolgreichen Jahre der Schiffleut und für ein freundschaftliches Miteinander.
Umfangreiche Recherchen zur Historie der Bruderschaft und eine akribische Quellenanalyse hatte Stadtarchivar Matthias Haupt für den Festabend angestellt. In seinem ausführlichen Vortrag definierte er entgegen der vormaligen Auffassung des rechtskundigen Stadtschreibers Joseph Heiserer aus dem 19. Jahrhundert das Rechtsgebilde der Schiffleut-Bruderschaft als eigenständig-bürgerlichen Zusammenschluss verschiedener Personen zur Verfolgung rein religiöser Zwecke.
1484 erstmals nachweislich erwähnt, dürften die Wurzeln der Vereinigung bereits im 14.Jahrhundert liegen. Zunächst eigenständig verwaltet gingen die Geschicke der Organisation 1722 auf die Stadtverwaltung über, erste Rechnungsbelege aus dieser Zeit finden sich im Stadtarchiv. Diente die Vereinigung vormals als berufsständisch-zünftische Gemeinschaft, konnte spätestens ab 1722 jeder als Mitglied aufgenommen werden, nicht ohne zuvor Einschreibegeld bezahlt zu haben und sich zur Finanzierung des religiösen Gemeinschaftszwecks zu verpflichten. Selbst das „Wasserburger Rossgeld“ durfte ab 1519 von jedem treidelnden Schiffszug erhoben werden, ein Privileg, das Herzog Wilhelm IV. der Gemeinschaft zur Finanzierung ihrer Zwecke zubilligte.
Die Auflösung der Bruderschaft datiert auf das Jahr 1880, das Gemeinschaftskapital fiel dem damaligen Armenfond zu.
Die althergebrachte Tradition fortführen und Überliefertes aufarbeiten, die Historie retten, bewahren und wiederherstellen, das Totengedenken in Form von Jahrtag und Messfeier fortzuführen – diese Ziele nannte Chronist Airainer als gegenwärtige Aufgabe der Bruderschaft und Marschrichtung in die Zukunft. Vieles sei in den Jahren seit 2000 bereits geschehen. So wurde unter anderem 2003 nahe Elend bei Attel eine Gedenksäule renoviert, erinnernd an ein Schiffsunglück auf dem Inn am 24. Juni 1850 mit neun Toten. Die ursprüngliche Bruderschaftsfahne wurde originalgetreu nachgebildet und eine Zunftstange mit dem Schiffleut-Heiligen St. Nikolaus aufwändig restauriert. Nicht zuletzt war man im Bemühen um die Vermittlung von Wissen um die Innschifffahrt maßgeblich am nachgestellten Treidelzug beim Bürgerspiel 2009 beteiligt, der Tausende von Zuschauern anlockte.
Wissen bewahren und dokumentieren: Dieses Ziel verfolgt auch seit Jahren Heimatfilmer und Bruderschaftsmitglied Witgar Neumaier sowie Kameramann Georg Barth. Drei ihrer Filme über die Innschifffahrt, darunter auch erstmals das neueste Werk „Zeugnis des Schreckens – Der Inn war ihr Schicksal“ über das Schiffsunglück nahe Elend im Jahr 1850 wurden an diesem Abend gezeigt.
Gemäß einem Lied der Nußdorfer Sänger, die den Abend musikalisch umrahmten, „Er fahrt gern am Wasser, bloß trinka mog as net…“ klang die Feierlichkeit gesellig aus.